Ukraine-Gaspreis-Krise

Der Krieg in der Ukraine ist eine globale Katastrophe – besonders für die Menschen dort, die ärmeren Länder mit Nahrungsmittelimporten und für den Klimaschutz. Er hat die Märkte kräftig durchgeschüttelt, aber auch die buchstäbliche Aufwertung der Energieversorgung zur Folge.

Der Fachverband Biogas hat angeboten, dass die Branche ihre gute Maisernte des Vorjahres zur Sicherung der Versorgung einbringen könnte. Dafür müssten die begrenzenden Faktoren zumindest zeitweilig aufgehoben werden: Limitierung der Gaserzeugungsmenge meist auf 2,3 Mio. Nm3, der prozentuale Gülleanteil für den Güllebonus, evtl. die Verweildauer im gasdichten System.  

Die Position der Flexperten wurde in einem Gastkommentar „Bei den Strom- und Gaspreisen ist Biogas ohne Förderung wirtschaftlich“ im energate messenger und in einem Standpunkt im renommierten Berliner Informationsdienst Tagesspiegel background Energie & Klima veröffentlicht: „Bioenergie als Ersatz für russisches Gas“. Bisher ist die Politik nicht darauf eingegangen. Der Einkauf von LNG aus Frackinggas, die Laufzeitverlängerung für Kohle- und sogar Atomkraftwerke scheinen kleinere Übel zu sein – das sind deutliche Hinweise, wie schlecht es um die Wahrnehmung und das Ansehen von Biogas wirklich steht.

Im Netzwerk Flexperten arbeiten wir daher stärker an einem buchstäblich nachhaltigen Neustart für Biogas. Dies muss während des restlichen Jahres Eingang in die Politik der Ampelkoalition finden. Wichtigste Gesetzeswerke werden das neue EEG 2023 und die Agrarförderung, mit der Reststoffe und der Auswuchs von Naturschutzflächen für die energetische Nutzung – die „Ausleihe“ von Biomasse zur Vergärung – mobilisiert werden könnten.

Das globale Überangebot an fossilen Brennstoffen dürfte von Despoten und korrupten Eliten in Energie-Exportländern schon bald wieder wiederhergestellt werden. Das wird die Energiepreise dann unter Druck setzen und zum Sinken bringen. Eine weise Politik wäre, das gestiegene Preisniveau durch Verknappung der Emissionszertifikate auf dem höheren Level zu stabilisieren, um effizienteres Verhalten von Verbrauchern und Investoren anzuregen. Höhere Energiepreise mit gleichzeitig sozialem Ausgleich für Menschen mit geringem Einkommen wären für die Energieeffizienz wesentlich hilfreicher als künstlich niedrige Preise und hilflose Appelle an freiwilliges Energiesparen.

Wie auch immer: die Zeiten billiger Energie sind vorbei. Insbesondere in Hochlastzeiten im Stromnetz wird Strom wesentlich mehr kosten, als in Zeiten großer PV- und Windernte (hohe Residuallast).

Damit bestehen beste Aussichten, dass flexible Speicherkraftwerke mit Wärmenetzen zukünftig vollständig im Markt refinanziert werden können. Lediglich für die Erstinvestition, den Aufbau gesicherter Leistung und die Fremdfinanzierung durch Banken wird eine Absicherung vor Niedrigpreisphasen und eine Flexibilitätszahlung weiterhin benötigt.